Liebe Freunde, liebe Unterstützer,

leider werden die Zeiten nicht besser, wenn uns die kurzen Berichte unserer Freunde erreichen, ist viel Trauer, Verzweiflung und Angst zwischen den Zeilen zu lesen. Die Männer ziehen in den Kampf in den Osten der Ukraine, dort gibt es viele Opfer, auch aus Baryschiwka und Berezan. Natürlich möchte sich das Land verteidigen und die Gebiete nicht dem Feind überlassen, aber im letzten Bericht ist zu lesen, es gibt viele Anhänger der russischen Welt in den Gebieten Luhansk, Donetzk und auch Sumy. Bomben töten Soldaten, der Krieg ist unerbärmlich mit vielen Opfern und macht nicht Halt vor Zivilisten, Kindern, Frauen und alten Leuten. Baryschiwka und Berezan nimmt viele Gelüchtete aus den Ostgebieten auf. Die Unterbringung und Versorgung ist eine große Herausforderung. In unseren Partnergebieten wird momentan nicht gekämpft, aber die Zeit ist weit weg von normal. Es gilt ab 22 Uhr eine Ausgangssperre, in den Häusern darf kein Licht brennen, jeden Abend und auch tagsüber heulen die Sirenen, Luftalarm. In Der Ukraine beginnt ab September das nächste Schuljahr. Das Ziel ist möglichst die Kinder in Präsenz zu unterrichten. Alle Schulen werden überprüft, die Gebäude müssen mit einem entsprechenden Keller ausgestattet sein, in dem die Kinder im Notfall flüchten können und auch in diesen Räumen unterrichtet werden können. Nicht alle Schulen haben einen entsprechenden Keller mit Belüftung und es ist wahrscheinlich, dass viele Schüler wieder online Unterricht erhalten werden. In den ländlichen Gebieten des Rayons wird viel Korn angebaut. Die heurige Ernte scheint gut zu sein, aber die Lager sind mit dem Korn von letztem Jahr gefüllt, das seit Anfang des Krieges nicht transportiert werden konnte. Jetzt gibt es Hoffnung durch das neue Abkommen, das die Vereinten Nationen mit Hilfe der türkischen Regierung ausgehandelt haben. Natürlich fehlt den Agrarunternehmen auch das Einkommen im letzten halben Jahr, jetzt ist nur zu hoffen, dass die dringend benötigten landwirtschaftlichen Produkte wieder zu den Abnehmern gebracht werden können.

Das Projekt, das durch den Krieg ausgesetzt wurde, wird wieder aufgenommen, die Erneuerung der Trinkwassergewinnung wird weitergebaut und installiert. Der verantwortliche Ingenieur hat zugesichert, dass alle Teile vorhanden sind und nach dem Zeitplan weitergefahren werden kann. Die Gelder, die von Nakopa freigegeben sind, dürfen ausgezahlt werden. Die Trinkwasserbrunnen für einen Gemeindegebiet Baryschiwka wird eine neue Verrohrung erhalten, die Pumpen werden modernisiert und durch Solarstrom betrieben. Die Baumaßnahmen wurden für die sechs Monate des Krieges unterbrochen und werden auf Meinung der Verantwortlichen wieder fortgesetzt. Dr Heisel ist ständig im Kontakt mit dem verantwortlichen Ingenieur, Herr Ryabets. Beide haben kennen sich gut und schätzen die gute Zusammenarbeit.

Im Pflegeheim in Perimoha wurde 2019 zur Warmwasserbereitung eine Solarthermieanlage auf dem Dach des Waschhauses installiert. Die Röhren, die die Wärme speichern und abgeben, wurden bei der Belagerung durch russische Soldaten zerstört. Diese sollen erneuert werden, da sonst bei weiten nicht ausreichend Warmwasser für die Pflege der Bewohner vorhanden ist. Die Bürgermeisterin Frau Tausendfreund gab die Kostenzusage für diea. Inzwischen konnte das Pflegeheim wieder soweit hergerichtet werden, dass die Insassen zur großen Freude wieder „heim“ kommen konnten. Fenster und Türen sind erneuert, die Verwüstungen aufgeräumt und instandgesetzt. Den Transport der gehbehinderten Personen übernahm das Krankenauto, das im Mai von Pullach dank der großzügigen Spenden angeschafft wurde. Alles ist im Einsatz. Das im Pflegeheim stationierte Auto, das „Essen auf Rädern“ ausfährt, wurde ziemlich ramponiert im Wald gefunden und wird momentan in einer Werkstatt gerichtet. Viel wird aufgeräumt und wieder instand gesetzt. So haben die Verantwortlichen der Stadt Baryschiwka um ein Müllauto gebeten und wir werden einen Antrag bei Engagement Global stellen um die Finanzierung zu sichern. Die Gemeinde Pullach durfte für Ihre Partner einen weiteren Antrag für drei Kommunalfahrzeuge stellen Wir sind gespannt, ob der Zuschlag für die Unterstützung gegeben wird.

Die Stadt Berezan hat vor acht Wochen den Wunsch geäußert nach einem Krankenwagen, der im letzten Winter schwer verunglückt ist. Da momentan die Nachfrage nach Autos sehr groß ist, hat es gedauert, bis der Partnerschaftenverein mithilfe der Feuerwehrkameraden das organisieren konnte. Gerade wird der Kauf organisiert und geplant wird das Krankenauto Anfang September zu unseren Freunden überführt. Natürlich werden wir das Fahrzeug mit benötigten Hilfsgütern, Verbandsmittel und Medikamenten füllen.

Im Juli hatten wir in Pullach spontan Besuch von Borys Skoryk, dem Vorstandsvorsitzenden des Partnerschaftenverein in Baryschiwka und Berezan. Er hatte die Gelegenheit mit einem LKW, der Güter in die Ukraine bringt, mitzufahren. Er hat die Lage als ruhig beschrieben, voller Angst vor den Luftalarmen und den Gedanken, was die Zukunft bringen wird. Es ist eine sehr schwere Zeit, niemand weiß, was kommen wird. Er berichtet, dass das Krankenhaus für die Versorgung verletzter Soldaten und Kriegsopfer als Schwerpunkt arbeitet. Dank der guten Ausstattung können die Ärzte gut helfen. Das größte Problem ist dass die Sauerstoffversorgung neu ausgerichtet werden muss, die Firmen, die Sauerstoffflaschen wiederbefüllen, wurden im Krieg zerstört. Das Krankenhaus hat bereits vor dem Krieg eine Planung für die Versorgung in einem zentralen Sauerstofftanks am Rande des Geländes mit einer Leitung zu den Gebäuden und einem Verteilungssystem in den Patientenzimmern. Um die Finanzierung der Leitungen hat Borys bei seinem Besuch gebeten. Dr Andreas Most als stellvertretender Bürgermeister in Absprache mit Frau Tausendfreund hat die Kostenübernahme zugesagt. Dass die Baumaßnahmen auf Hochdruck laufen, sehen wir an geschickten Fotos und Abrechnungen.

In Pullach sind mehr als 170 geflüchtete Personen untergekommen. Das Schuljahr wurde vor kurzem abgeschlossen, Schüler besuchen die Grund-, Mittelschule, Otfried Preußler Gymnasium und Pater Rupert Mayer Schulen. Die Deutschkurse für Mütter, Senioren und Intensiv laufen weiter, die Jugendlichen und Erwachsene besuchen den Integrationskurs. Im Oktober stellt das Gymnasium in Pullach einen Schulraum zur Verfügung, so kann ein Integrationskurs in Pullach abgehalten werden. Die Kinder freuen sich, sie haben vom Lions Club Pullach Freikarten für das Pullacher Freizeitbad bekommen. Bei diesem heißen Wetter immer eine wunderbare Abwechslung. Ob groß, ob klein alle sind mit einem Fahrrad versorgt. Auf Anregung der Bürgerversammlung sind alle Kinder mit einem Fahrradhelm versorgt. Vielen Dank an das Team der Radlwerkstatt, die auch die Reparaturen der Drahtesel übernimmt.

Die Frauen sind inzwischen schon bis fünf Monate in Pullach aufgenommen und kein Ende des Krieges in Sicht. So melden sich mehr und mehr Gastgeber, die eine neue Unterbringung für ihre aufgenommenen Schützlinge brauchen. Alle vier Wohnungen, die United Initiators dem Partnerschaftenverein kostenfrei zur Verfügung stellt, sind mit 21 Personen besetzt. In der Kreuzeckstraße beziehen Mütter mit ihren Kindern zwei Wohnungen als Wohngemeinschaften. So werden die Zimmer möbliert und ausgestattet, die Küchen eingebaut. Vielen Dank an alle, die so fleißig mithelfen, alles freiwillig, ohne Bezahlung.

Wie Sie lesen können, viele Projekte, viele Aufgaben, viel Unterstützung. Die Arbeit geht nicht aus, jede*r der Zeit und Lust hat zu unterstützen, ist willkommen.

Was am dringendsten benötigt wird, ist Wohnraum. Bitte melden Sie sich, bitte empfehlen Sie uns. Wir wollen für diese schwere Zeit den geflüchteten Frauen und ihren Kindern einen sicheren Unterschlupf bieten.

Vielen lieben Dank für Ihre Unterstützung, alles hilft, wir sind offen für alles. Wir alle hoffen auf Frieden und Freiheit in der Ukraine und möchten solidarisch an der Seite unserer Partner und Freunden in Baryschiwka und Beresan sein.

Leider müssen wir uns immer noch zum „Innehalten für den Frieden“ treffen. Solange in der Ukraine Krieg ist, kommen wir jeden Sonntag um 17 Uhr am Baryschiwka Platz zusammen, um Informationen auszutauschen und ein paar Gedanken zu teilen.

Ich wünsche Ihnen eine schöne Sommerzeit und hoffe auf ein baldiges Ende des Krieges.

Herzliche Grüße

Otto Horak
Vorstandsvorsitzender