Liebe Pullacherinnen und Pullacher,
aktuell gibt es kein Kriegsgeschehen in unserer Partnerregion Baryschiwka / Beresan. Dass die Lage sich entspannt hätte, wäre dennoch der falsche Rückschluss. Es besteht immer die Sorge und die reale Gefahr, dass Raketen auf Ziele abgeschossen werden, die nicht in den derzeit umkämpften Gebieten liegen, wie dies immer wieder geschieht. Ein Ende des Angriffskriegs des russischen Regimes ist nicht in Sicht. Die Konzentration auf die südlichen und östlichen Landesteile gibt zwar die Möglichkeit, die zerstörten Dörfer nach und nach aufzuräumen. Aber der Krieg kann jederzeit zurückkommen. Die Situation für unsere ukrainischen Freundinnen und Freunden ist weiterhin kritisch: Etliche Landminen wurden hinterlassen, so dass es zu weiteren Verletzten und Todesfällen kommt. Strategisch wichtige Punkte werden mit Drohnen ausspioniert, große Teile der Infrastruktur in der gesamten Region, wie die Wasser- und Stromversorgung wurden zerstört, was die Versorgung der Menschen deutlich erschwert – so wird es uns aus der Partnerregion berichtet. In der Nacht darf das Licht nicht eingeschaltet werden und es gilt eine Ausgangssperre. Auch weiterhin heulen regelmäßig die Sirenen und warnen vor Angriffen. Die Männer im wehrfähigen Alter müssen in der Ostukraine kämpfen. Über die Lage des dortigen Zermürbungskriegs berichten alle Medien.
Durch den engen Kontakt wissen wir immerhin sehr genau, was in unserer Partnerregion gebraucht wird und wie wir helfen können. Dass das überhaupt in dem Ausmaß wie bisher möglich ist, liegt zu großen Teilen an der bemerkenswerten Spendenbereitschaft im Ort: Privatpersonen, Schulen, Vereine und Gewerbetreibende – von allen Seiten sind schon eine Vielzahl an Spenden beim Partnerschaftenverein eingegangen. Diese hohe Bereitschaft, sich zu engagieren und zu helfen ist gut und wichtig. Hier einige Beispiele: Das Pater-Rupert-Mayer Schulzentrum hat bei einem Sponsorenlauf im Rahmen des Europatags der Realschule und des Gymnasiums 30.000 € für den Partnerschaftenverein zur Unterstützung der ukrainischen Partnerstädte erlaufen. Bereits 2.600 € an Spendengeldern sind bei Juwelier Vehns durch den Verkauf von Ukrainearmbändern zusammengekommen – die Aktion läuft weiter. Die Burschen und Madln haben bei einem gemeinsamen Spendengrillen im März über 4.000 € an Spenden eingenommen und dem Partnerschaftenverein übergeben. Der Lions Club Großhesselohe hat entschieden, die ukrainischen Kinder mit dem Erlös seiner Osterbrunnen-Spendenaktion mit Freikarten fürs Schwimmbad zu versorgen. Die Feuerwehr hat mehrere Hilfstransporte durchgeführt und unterstützt laufend Hilfsaktionen vor Ort. Der Partnerschaftenverein finanziert durch Spenden einen neuen Operationstisch für das Krankenhaus in Baryschiwka. Die Fahrzeuge, die in den letzten Monaten in die Ukraine gebracht wurden und über Spenden der Lionsclubs und von privaten Sponsoren finanziert wurden, sind im Einsatz und verrichten gute Dienste. In Beresan wird jedoch dringend ein neuer Krankenwagen benötigt, da ein von Pullach finanziertes Auto, das wir erst 2015 übergeben hatten, schwer verunglückt ist, der Fahrer ist dabei verstorben. Auch ein Müllfahrzeug wird dringend benötigt, um die Abfälle aus den zerstörten Gebieten zu transportieren und auch im Anschluss eine geordnete Abfuhr zu gewährleisten. Wir werden versuchen eine Förderung über den Entwicklungshilfefond bei Engagement Global zu erhalten. Aber auch gebraucht wird das Fahrzeug etwa 50.000 Euro kosten. Genau diese Aktionen sind wichtig und wir wollen sie fortsetzen. Dafür hat auch die Gemeinde ihren Etat aufgestockt.
Das Engagement für die Geflüchteten hier vor Ort ist ungebrochen. Federführend bei der Organisation diverser Hilfsangebote und Kurse ist der Partnerschaftenverein. Er betreut aktuell 110 Geflüchtete. Mein aufrichtiger Dank gilt allen, die sich im Partnerschaftenverein engagieren, insbesondere Otto Horak und Barbara Kammerer-Fischer für ihren unglaublichen Einsatz. Die Unterstützung der Geflüchteten durch den Verein reicht von der Versorgung mit den wichtigsten Informationen und Adressen über die Wohnraumvermittlung und Einrichtung einer Kleiderkammer bis zur Vermittlung von Kursangeboten. Oft sind Deutschkenntnisse der Schlüssel für einen Job. Aktuell laufen vier Deutschkurse bei der Volkshochschule, alle aus Spenden finanziert. Das Lernen für die Mütter ist einfacher geworden, da die kleinen Kinder für drei Tage pro Woche Spielgruppen in zwei verschiedenen Einrichtungen besuchen können. Alle Schulkinder besuchen die Pullacher Grund- oder Mittelschule, das Gymnasium oder die Pater Rupert Mayer Realschule. Viele der aufgenommenen Familien bekommen Unterstützung durch den Isartaler Tisch. Da die große Anzahl leistungsberechtigter Personen nicht wöchentlich bewältigt werden kann, wird die Ausgabe alle zwei Wochen organisiert. In den Pfingstferien unternahmen die Kinder und Jugendlichen Ferienaktionen, die von den Betreuern von Freiraum2 organisiert wurden. Seit Anfang Mai besuchen zehn Jugendliche den Jugendintegrationskurs in München. Ab Mitte Juli starten acht Erwachsene in derselben Einrichtung den Integrationskurs.
Große Herausforderungen begegnen uns bei der längerfristigen Unterbringung. Über 160 Geflüchtete wurden inzwischen in Pullach aufgenommen. Meist sind sie bereits mehr als drei Monate in Pullach, oft bei Gastfamilien untergebracht. Der Wunsch nach einer gesicherten Bleibe für die Zeit, bis der Krieg beendet ist, ist groß. Gastgeberfamilien können ihr Angebot aber in vielen Fällen verständlicherweise nicht über Monate hinweg aufrechterhalten. Da es in Pullach kaum freie Wohnungen gibt, ist die längerfristige Unterbringung eine schwierige Aufgabe.
Sollten Sie Wohnraum zur Verfügung stellen können oder den Partnerschaftenverein mit Spenden unterstützen wollen, finden Sie im Kasten unter diesem Beitrag die Kontaktdetails. Ich danke jeder und jedem einzelnen, die oder der im Rahmen der eigenen Möglichkeiten in dieser schweren Situation Unterstützung leistet.
Es grüßt Sie herzlich
Ihre Susanna Tausendfreund
Erste Bürgermeisterin
Kasten:
Partnerschaftenverein Pullach i. Isartal e.V.
Johann-Bader-Str. 21
82049 Pullach i. Isartal
E-Mail: support@pv-pullach.de
Spendenkonto „Hilfe für Baryschiwka/Beresan“
Partnerschaftenverein Pullach e.V.
Kreissparkasse München Starnberg Ebersberg
IBAN: DE37 7025 0150 0009 626 342
BIC: BYLADEM1KMS