Liebe Mitglieder des Partnerschaftenvereins, liebe Freunde, liebe Unterstützer,

alles ist gut gegangen, auch wenn der Weg nicht einfach war. Gemeint ist der Transfer der zwei gespendeten VW Busse und des Notarztwagens. Borys Skoryk, der Vorstandsvorsitzende des Partnerschaftenvereins Baryschiwka / Beresan, ließ es sich nicht nehmen, diese wichtige Unterstützung selbst in Pullach abzuholen. So machte er sich mit drei Fahrern in einem Fahrzeug auf den über 2000 km langen Weg. Und die Fahrt ist anders, wie zu Friedenzeiten, die Fahrer müssen sich gut informieren um die richtige Strecke auszuwählen.

Der Hinweg ist gut gelaufen, bis auf ein Problem mit dem vierten Fahrer. Er durfte nicht über die Grenze, weil irgendein Papier nicht in Ordnung war. So wartete er an der ukrainischen Seite bis Borys mit den Fahrern nach fünf Tagen wieder von Polen in die Ukraine eingereist ist. Der Grenzübergang dauert inzwischen viele Stunden, momentan reisen mehr Personen wieder zurück in die Ukraine. Der Partnerschaftenverein musste für das Notarztauto für den Weg an die Grenze nach Polen einen Fahrer organisieren, zwei Mitglieder des Vereins, Holger Ptazek und Richard Wesche und Peter Wolff von der freiwilligen Feuerwehr Pullach haben die lange Reise auf sich genommen, die Firma Sixt hat ein Auto von Krakau nach Pullach zur Verfügung gestellt. So ist alles gut gegangen. Die zwei Busse, gespendet von der Firma Freudenberg, Herrn Dr. Großmann, sind bereits im Einsatz, einer in Baryschiwka und einer in Beresan. Sie transportieren Personen, holen und bringen Güter, Lebensmittel und Hygieneartikel zu den Menschen, besonders zu den entlegeneren Dörfern. Die Verantwortlichen sind ganz begeistert von den schönen Autos, die viel Unterstützung für die Bevölkerung leisten werden.

Der Notarztwagen, der wieder gefüllt war mit wichtigen Medikamenten und Verbandsmitteln zur Versorgung von Kriegsverletzten, ist im Krankenhaus Baryschiwka stationiert. Wir bedanken uns ganz herzlich bei der Stiftunglife, Herrn Gessner für die sehr großzügige Spende. Das Krankenhaus hat bis einschließlich Januar ausschließlich Corona kranke Patienten behandelt. Ende 2021 hat Pullach und Baryschiwka ein gemeinsames Projekt über das Corona Solidar Paket
finanziert von Engagement Global über eine Summe von fast 40.000 € durchgeführt. Es wurden Sauerstoffkonzentratoren zur Atemunterstützung, neben Desinfektionsmittel , wie UV Lampen zur Luftreinigung angeschafft. Seit Kriegsbeginn arbeitet das Krankenhaus als Schwerpunkt für kriegsverletzte Personen. So wurden über 100 Soldaten behandelt, davon mussten 73 Soldaten und 4 Zivilisten operativ versorgt werden. Es ist auch den gespendeten Medikamenten zu verdanken, dass
die Behandlung so erfolgreich war. Vielen Dank allen Spendern, dank Ihnen bekommen die Patienten die beste Hilfe.

Im Krankenhaus wird rund um die Uhr gearbeitet, natürlich wird auch die Bevölkerung behandelt und seit Ausbruch des Krieges kamen neun Babys zur Welt, drei Buben und sechs Mädchen. Die Ausstattung des Kreissaals wurde vor ein paar Jahren von der Regine Sixt Kinderhilfe Stiftung mit modernen Geräten unterstützt.

Die durchschnittliche Auslastung des Krankenhauses liegt bei gut 50%, im Bedarfsfall können immer Patienten aufgenommen und versorgt werden.

Der Partnerschaftenverein wollte das Krankenhaus mit einemmodernen Operationstisch unterstützen. Wir waren bereits in Verhandlung mit einer Firma die ein Vorführmodell auch in die Ukraine bringt und aufstellt. Wir haben jetzt angefragt, ob das auch in dieser Zeit möglich ist, um den verletzten Personen eine gute Behandlung zu ermöglichen. Das Kostenangebot vom Februar war ca. 30.000 € mit Lieferung und Zubehör, bis jetzt haben wir noch keine Antwort.

Borys Skoryk hat von der Lage im Gebiet Baryschiwka und Beresan berichtet. Die russischen Besatzer sind nach vier Wochen abgezogen. Er hat Fotos der Verwüstung gezeigt, speziell von den Dörfern Lukjaniwka, Rudnytske, Lukashi und Perimoha, mit dem Pflegeheim. Die 38 Bewohner mussten die Zeit im Heim verharren, niemand durfte in den Ort kommen oder ihn verlassen. Das Pflegeheim ist schwer zerstört, die Bewohner wurden evakuiert und zwei Personen sind in der Besatzungszeit
verstorben. Die Solarthermieanlage, die über ein Projekt von Nakopa über den Partnerschaftenverein organisiert wurde, zur Warmwasserbereitung ist nicht mehr funktionsfähig, aber wohl nicht komplett zerstört, so dass später an eine Reparatur gedacht werden kann.

Das andere Projekt, die Renovierung der Trinkwasserversorgung, das momentan durchgeführt wird, kann zurzeit nicht weitergebaut werden, da stets mit dem Auftauchen russischer Drohnen zu rechnen ist. Einer der drei Brunnen, die Trinkwasser für Baryschiwka liefern, wurde die Installation einer Hocheffizienzpumpe mit Photovoltaikanlage vor Kriegsbeginn abgeschlossen und funktioniert. Es ist nur zu hoffen, dass der Krieg bald beendet ist.

In Baryschiwka und Beresan melden sich viele Personen aus dem Osten, die vor der großen Zerstörung und den Russen flüchten mussten. Sie kommen bei Familie und Freunden unter oder werden einfach so aufgenommen. In den Geschäften gibt es alles wieder zu kaufen, aber die Preise sind sehr hoch, dass es für manche Leute nicht zum Leben reicht. Wir haben von Pullach Geld für die Besorgung von Lebensmittel gegeben für Arme und Bedürftige.

Die Gegend wird von den Minen, die die Russen hinterlassen haben, befreit. So wird auf den geräumten Feldern gesät und gepflanzt. Die Gefahr lauert überall, die Minen sind überall verteilt. Viele Militärfahrzeuge sind unterwegs. Die Territorialabwehr stellt sich neu auf. Alles bereitet sich vor. Bomben fallen jede Nacht, viele werden abgefangen durch das Abwehrsystem, aber nicht alle. Ein Ziel sind Benzinlager, wichtige Einrichtungen der Infrastruktur, Wasser- und Stromleitungen, Eisenbahnnetz und Straßenverbindungen.

Hier in Pullach sind weit über 100 Geflüchtete in Familien untergekommen, nicht nur von unseren Partnerstädten, sondern von der ganzen Ukraine. Viele engagierte Personen helfen und kümmern sich. Zurzeit laufen vier Deutschkurse über die VHS, die Kinder sind in den Schulen aufgenommen, schwieriger ist es mit den Kindergartenplätzen.

Die Frauen haben sich zu ihren traditionellen Osterfrühstück im Sportheim getroffen, organisiert von Frau Cornelia Zechmeister. Herr Pfarrer Fluck hat die traditionellen Speisen, ähnlich wie bei uns geweiht. Einen Tag vorher wurden die wunderschön verzierten Osterkuchen gebacken. An alle vielen herzlichen Dank für alles, Danke ist so wenig für Ihre großartige Unterstützung.

Hinweisen möchte ich auf die Veranstaltung jeden Sonntag um 17 Uhr, „Innehalten für den Frieden“ solange der Krieg in der Ukraine andauert. Es soll ein Zeichen der Verbundenheit mit unseren Partnern und Freunden sein.

Otto Horak
Vorstandsvorsitzender