Liebe Mitglieder des Partnerschaftenvereins, liebe Freund*innen, liebe Gönner,

die Partnerschaft mit Baryschiwka und Berezan ist am 26. Oktober 34 Jahre alt, zum dritten Mal unter den besonderen Zeiten des Krieges der Ukraine nach der russischen Invasion vor über 2 ½ Jahren. Die Gemeinde Pullach und der Partnerschaftenverein sieht sich in der Pflicht, die Partner nach den Möglichkeiten humanitäre Hilfe zu geben. Seit Beginn des Krieges konnte der Partnerschaftenverein vier Krankenwägen, drei Kleinbusse und viele Hilfsgüter dank Ihrer Spenden finanzieren. Unsere Partner kommen und holen die Fahrzeuge aus Pullach ab. Ein paar Nächte unter einem ruhigen und friedlichen Himmel zu schlafen, ist eine wirkliche Erholung. Zuhause warnen die Sirenen und digitale Dienste Tag und Nacht vor Luftalarm. Alleine durch die Geräusche am Himmel kann man die Gefährlichkeit der Drohnen und Flugkörper erkennen. Das Leben muss weitergehen, die Leute gehen zur Arbeit, die Kinder in die Schule. Bei Luftalarm müssen die Kinder in die Schutzräume unter den Schulen oder in der Nähe der Schulen. Dank der Regine Sixt Kinderhilfe Stiftung konnten für vier Schulen und Kindergärten die Keller ausgebaut werden. Seit Beginn dieses Schuljahrs verbringen die Kinder oft mehr Zeit in den Schutzräumen, wie in den Klassenzimmern. In den vier Dörfern, die von dem Belagerungsring am Anfang des Krieges betroffen waren, sind die öffentlichen Gebäude nach wie vor zerstört. Die Kinder teilen sich die Klassenzimmer in anderen Dörfern, so findet der Unterricht eine Woche in Präsenz und eine Woche online statt. Dasselbe System gilt für die zwei großen Schulen in Baryschiwka. Die Schule 2 wurde durch den Bombeneinschlag in der Nähe sehr beschädigt. Ab Herbst finanziert eine Gesellschaft für Wiederaufbau die Generalsanierung. Die Verantwortlichen versuchen alles Mögliche zu tun, um ein Leben unter angemessenen Verhältnissen zu ermöglichen.

Viele Männer ziehen in den Krieg, verteidigen ihre Heimat und hoffen auf einen Sieg. Weit über einhundert Soldaten haben ihr Leben verloren, fast so viele sind vermisst. Welch großes Leid die Familien, die Frauen ertragen müssen, wie viele Ängste sie aushalten müssen, ist unvorstellbar. Im Sommer hat der Partnerschaftenverein auf Wunsch unserer Partner 20 Kinder mit drei Begleitern für zwei Wochen zur Erholung eingeladen. Die Kinder wurden von den Lehrern ausgewählt. Alle waren vom Krieg betroffen, waren Halbwaisen, mussten sich während der Belagerung im Keller verstecken oder die Väter kämpfen an der Front. Sie sollten eine gute Zeit verbringen unter einem friedlichen Himmel, viel Interessantes erleben, schönes sehen. Alle sind deutlich entspannt gerne zu ihren Familien wieder zurückgefahren. In Pullach waren die kleinen Gäste in Familien untergebracht. Wir wollen uns herzlich bedanken, die Kinder haben sich sehr wohl gefühlt.

Der Partnerschaftenverein konnte in Zusammenarbeit mit der Gemeindeverwaltung schon viel Hilfe organisieren. So durften wir über ein Projekt von Engagement Global ein Fahrzeug mit Rollstuhlrampe kaufen. Dies ist im Pflegeheim Perimoha stationiert und übernimmt Transporte von geheingeschränkten Personen. Das Auto wurde mit umfangreichen diagnostischen Geräten ausgestattet, dass ein Arzt und eine Pflegeperson zu einer wöchentlichen Sprechstunde auf die Dörfer fährt, im Bedarfsfall Hausbesuche macht und eine kranke Person dank eines entsprechenden Rollstuhls ins Krankhaus bringen kann. Für Berezan haben wir einen Bus mit 22 Plätzen bewilligt bekommen. Dieser soll Kinder zu sportlichen Veranstaltungen und Wettkämpfen bringen und unter der Woche als Schulbus eingesetzt werden. Auch dieses Projekt wird momentan abgewickelt.
Seit den massiven Angriffen auf die Infrastruktur, gibt es auch in unseren Partnerstädten immer wieder Stromausfälle, oft länger kein Strom, wie Strom in 24 Stunden. Die Regierung musste die Krankenhäuser aus dem Notstromplan ausschließen. Der Bürgermeister aus Berezan hat im August für das Krankenhaus um ein Notstromaggregat gebeten. Der Partnerschaftenverein konnte sofort reagieren und ein entsprechend leistungsstarkes Notstromaggregat aus Spenden finanzieren und in die Ukraine bringen. Es läuft bei Stromunterbrechung sofort an, so kann die Dialyse Abteilung, der OP, die Intensivstationen und die Notaufnahme weiter ohne Einschränkung betrieben werden. Für die Zukunft konnten wir bei der Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit, GIZ eine Solarstromanlage beantragen. Diese soll im November nach Pullach geliefert werden. Wir haben die Aufgabe die Lieferung in die Ukraine mit den entsprechenden Papieren zu organisieren.
Die Verantwortlichen aus Baryschiwka haben ihre Lage und Probleme bei ihrem Aufenthalt in Pullach vorgetragen. Auch sie brauchen ein Notstromaggregat für das Krankenhaus, aber auch für die Verwaltung. Ohne Energie kann eine Verwaltung nicht arbeiten und für die Bürger da sein. Große Probleme machen der Ausfall der Pumpen der Wasserversorgung und des Abwassers. Sinnvoll sind mehrere Notstromaggregate individuell reagieren zu können. Natürlich sind die Schutzkeller in den Schulen und Kindergärten ein Problem. Man hätte nie gedacht, dass die Kinder stundenlang sich in den Noträumen aufhalten müssen. Die Bürgermeisterin Susanna Tausendfreund und der Gemeinderat hat die Entscheidung getroffen zu helfen und Gelder für die Anschaffung freigegeben.

In Pullach sind die aufgenommenen Personen integriert. Die meisten sprechen schon ganz gut Deutsch, viele arbeiten, manche haben eine Ausbildung begonnen. Die Kinder besuchen die Schulen und Kindergärten. Die Mütter leisten viel, sind alleine mit den Entscheidungen und müssen zwischen Heimat und momentanen Aufenthalt vermitteln. Der Krieg dauert schon so lange und er wird noch länger dauern. Für die Kinder haben wir in der Ferienzeit verschiedenen Aktionen organisiert. Wir haben Sehenswürdigkeiten Schloss Linderhof, Schloss Nymphenburg, Biotopia Labor im Botanischen Garten, Märchenpark in Wolfratshausen, die Pinakothek der Moderne, Museum fünf Kontinente, Burg Grunwald, das Walderlebniszentrum Grünwald, Wildpark Poing und einen Workshop im BMW Junior Campus besucht. Allen Beteiligten, allen, die die Aktivitäten möglich gemacht haben, allen die mitgeholfen haben ein herzliches Dankeschön. Wie wichtig gemeinsame Aktionen, wie das Osterfrühstück ist, zeigt die große Resonanz. Natürlich organisieren sich die meisten das Leben selbst, trotz allem ist der Rückhalt, die Adresse, an die man sich wenden kann wichtig. Und so versteht sich der Partnerschaftenverein und gibt Hilfe zur Selbsthilfe.

Lassen Sie uns nicht vergessen, dass es Leute gibt, die auf europäischen Boden in ihrem Land Krieg haben. Wir stehen zu unseren Freunden und helfen in unseren Möglichkeiten. Ich möchte mich ausdrücklich bei der Bürgermeisterin Susanna Tausendfreund, den Gemeinderäten und der Gemeindeverwaltung für die gute Zusammenarbeit bedanken.
Danke für Ihre Unterstützung, danke für Ihre finanzielle Zuwendung, lassen Sie uns solidarisch zusammenstehen, für unsere ukrainischen Partnern, mehr denn je, nach 34 gemeinsamen Jahren.

Otto Horak